Vollmondmarathon


31.07.04 - Für John Stackmann (LG/ SG Siemens) wurde unverhofft ein Traum wahr. Als 51jähriger gewann der seit 1978 aktive Langstreckler seinen ersten Marathonlauf.

Mit dem üblichen Vorsatz, in der M 50 auf das Podest zu kommen, ließ sich Stackmann auf das Abenteuer eines Landschaftslaufes im Nürnberger Land ein. Die Strecke bestand überwiegend aus Feldwegen mit zahlreichen Steigungen und Gefällen. Da man in die Dunkelheit hineinlief, erwies sich eine Taschenlampe als unerlässlich. Frustrierend, wenn man in der Finsternis eine Markierung übersah. Auch Stackmann blieb es nicht erspart, einige hundert Meter zusätzlich zu laufen.
Unter rund 400 Teilnehmern lag der Erlanger lange auf Platz 8. Doch ist er ja für seine starken letzten 10 Kilometer bekannt. Schließlich passierte er bei Kilometer 39 den bisherigen Spitzenreiter und lief nach 3 Stunden und 4 Minuten völlig unerwartet, aber überglücklich, als Gesamtsieger ins Ziel.

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Mondsüchtig und marathonversessen

Stackmann Sieger in drei Stunden und vier Minuten

WOLFSHÖHE (mk) — Das Nürnberger Land erlebte am Wochenende eine Weltpremiere. Der erste Marathonlauf im Landkreis, zur abendlichen Stunde gestartet, war gleichzeitig der erste Vollmondmarathon der Welt und bietet sich damit geradezu an, ins Guinnes-Buch der Rekorde eingetragen zu werden.

Das Laufspektakel mit rund 700 Teilnehmern nahm in der Brauerei Wolfshöhe seinen Anfang und fand dort zu nächtlicher Stunde auch seinen Abschluss. Exakt 684 Läuferinnen und Läufer wurden vom stellvertretenden Landrat Norbert Dünkel und einem Salut der Siegersdorfer Böllerschützen um Punkt 19.07 Uhr auf die Strecke geschickt. Davon erreichten 288 Athleten das Ziel, die auf die Marathondistanz gegangen waren.

Als Sieger des Premierenlaufs ging John Stackmann aus Erlangen hervor. Dieser hatte sich die Kräfte auf der anspruchsvollen Strecke, die über Höflas und Heuchling nach Lauf über den Marktplatz und durch das Wenzelsschloss, von dort über Simonshofen ins Neunhofer Land, dann über Tauchersreuth und das Schnaittacher Oberland, zurück zur Wolfshöhe führte, am besten eingeteilt. Der 51-Jährige bewältigte die Strecke in 3 Stunden, 4 Minuten und 17,9 Sekunden und verwies den lange führenden W. Berndstrotmann aus Sythen in Westfalen auf Platz zwei.

Sieger Stackmann freute sich nach dem Einlauf im Zielraum wie ein Schneekönig, hatte er doch gerade bei seinem sechzigsten Marathon seinen ersten Sieg errungen, der dazu noch ein ganz besonderer war. Der Athlet der LG Erlangen war den Lauf nach dem Motto: „Just for fun“ locker angegangen, spulte sein Laufpensum präzise wie ein Uhrwerk ab und teilte sich dadurch die Kraft am besten ein. So gelang es ihm im letzten Drittel, als sich die Dunkelheit der Nacht über die Strecke legte, den bis dahin vorne liegenden W. Berndstrotmann irgendwo im Wald zwischen Bullach und Untersdorf abzufangen und hinter sich zu lassen. Dieser war vom Start weg ein hohes Tempo gegangen und zeitweise mit mehr als fünf Minuten Vorsprung in Führung gelegen, bevor ihm dann sozusagen auf der Zielgeraden die Puste ausging und er den vier Jahre älteren Stackmann ziehen lassen musste.

Irgendwann im letzten Streckenabschnitt zeigte sich den Läuferinnen und Läufern endlich der im Südosten aufgehende Vollmond, der bei einigen die Gänsehaut aufstehen ließ, von vielen anderen aber wohl nur noch im Unterbewusstsein wahrgenommen wurde. Am Ende war es mehr ein Orientierungs- statt Marathonlauf. So gab es von Läuferseite verhaltene Kritik an der Wegweisung, die im Dunkeln teilweise nur mehr erahnt werden konnte. Etliche Läufer kamen denn auch vom vorgezeichneten Weg ab. Selbst dem späteren Sieger John Stackmann ging es so, der deshalb über drei Stunden blieb und in 3:04:18 ins Ziel kam, gegenüber dem lange vorne liegenden Berndstrotmann aber fast eine halbe Minute vorne lag. Dritter mit 3 Minuten und 41 Sekunden Rückstand wurde Wolfgang Vogt von der LG Monheim-Baumberg. 

Die Starter der LG Erlangen konnte sich über einen weiteren ersten Platz freuen, den die Männermannschaft in der Besetzung John Stackmann, Stefan Lutz (23. Gesamtplatz in 3:29 Stunden) und Peter Heßler (37. in 3:36 Stunden) erreichte.

Die Ultra-Läuferin der LG Erlangen, Elke Czermin, ließ es bei diesem Landschaftslauf recht ruhig angehen und kam in der Frauenwertung trotzdem auf den 8. Platz (3:46 Stunden). Es siegte Gertrud Härer aus Möhrendorf mit 3:26 Stunden.

(Größtenteils aus Pegnitz-Zeitung, 1.8.2004 20:52 MEZ)